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04.12.2020

Die Scherenschnitte von Franz Xaver Stahl – Wunderbare Meisterstücke

Im Advent sucht jeder von uns öfters als sonst im Jahr Ruhe, Besinnung, Gemütlichkeit und Stille. In diesem Jahr ist es uns aber zu ruhig und oft zu still, denn es fehlen Begegnungen, Umarmungen, die Plaudereien und die Treffen im bunten Familien- oder Freundeskreis. Wir vermissen das alle gleichermaßen sehr! Und dennoch bleibt uns nichts anderes übrig als die soziale Distanz als einziges bisher hilfreiches Mittel in dieser Pandemie zu
akzeptieren.
Wir können die Zeit im Advent aber nutzen um für Familie und Freunde etwas zu gestalten; im Basteln, im kunsthandwerklichen Schaffen könnten wir uns versuchen! Als Leiterin des Museums Franz Xaver Stahl, in dem neben vielen anderen Kunstwerken auch herrliche Scherenschnitte zu bewundern sind, lege ich Ihnen ans Herz, sich einmal in der Kunst des Scherenschnitts auszuprobieren!
Im 19. Jahrhundert kamen die wunderbaren feinen, von Hand akribisch geschnittenen Kunstobjekte wieder in Mode. Zunächst waren es Silhouetten, die feinst aus meist farbigem Papier geschnitten wurden. Bald schon erweiterte sich die Motivwelt des Scherenschnitts um Landschaftsszenen, Blumen und
Genredarstellungen. Diese schmückten die Salons, die bürgerlichen Wohnzimmer und die Stuben. Angefertigt wurden sie meist in den Herbst- und Winterabenden. Meister der Scherenschnitte waren vielfach Kunstmaler oder Kunstgewerbler. Schon mit 13 Jahren hat Franz Xaver Stahl (1901-1977) im elterlichen Heim in Erding abends erfinderisch Tiermotive aus allen ihm im sparsamen Haushalt der Eltern zur Verfügung stehenden Papieren geschnitten. Schon in dieser Zeit stand Franzl Stahls Berufswunsch fest: Er wollte Tiermaler werden. So entstanden in den Jahren immer perfekter werdende Tier-Scherenschnitte. Selbst in der Akademiezeit ab dem Jahr 1921 widmete sich Stahl den Scherenschnitten. Sie waren willkommene Abwechslung für den jungen Studenten um neben der anspruchsvollen Ausbildung eine ihm leicht von der Hand gehende künstlerische Beschäftigung zu bieten und Taschengeld zu verdienen! Das Papier wird beim Scherenschnitt mittels einer sehr spitzen und
gut geschliffenen Schere so geschnitten, dass die verbleibende Kontur oder aber die Papier-Ausschnitte ein Muster oder ein Bild ergeben. Manche Künstler fertigten sich dazu Schablonen, andere machten Vorzeichnungen. Stahls Scherenschnitte fertigte der Rechtshänder immer mit der linken Hand; die
Linke schnitt mit der Storchenschnabelschere und die Rechte führte akribisch und kunstfertig das ausgewählte Blatt Papier durch die Schere. Das zugeschnittene Blatt blieb während des sehr diffizilen Schneidevorgangs
ungefaltet. Die Wahl des Papiers hing von der späteren Verwendung ab. Franz Xaver Stahl nahm ab den 20er Jahren gerne schwarzes Tonpapier auf das er mit weißem Holzstift leichte Konturen als Vorzeichnung setzte. Spezielles Scherenschneidepaper gibt es auch: Dies ist auf der Schauseite schwarz, auf
der Rückseite weiß, so dass der Künstler seine Vorzeichnungen leicht aufbringen kann. Scherenschnitte erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit!

Ich freue mich auf die Zeit, in der Museen als Erlebnisort, als Ort der Begegnung, Ort des Lernens, der Erfahrung und des Miteinanders wieder geöffnet haben dürfen – ich freue mich wirklich sehr auf ein baldiges Wiedersehen!

Ich wünsche Ihnen eine beschauliche und hoffnungsvolle Adventszeit: Bleiben Sie zuversichtlich!

Dr. Heike Kronseder
(Leiterin Museum Franz Xaver Stahl, Landshuter Straße 31, Erding)

 201204Kronseder.pdf


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