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02.12.2020

Ein Moment Frieden

Dieses Bild ist eigentlich ein Fake (siehe Anhang). Die Jahreszahl 1219 bezieht sich auf das Ereignis, um das es hier geht. Es sieht aus wie eine Ikone, aber gemalt wurde es 2004. Womöglich ist es sogar in gewissem Sinne kitschig. Immerhin hat es 2019 eine bundesdeutsche Briefmarke geziert. Und ich mag es.
Der junge Mann mit dem Heiligenschein ist Franz von Assisi, der Kaufmannssohn und Soldat, der sich den Bettelmönchen anschließt und ins Abenteuer der blutigen Kreuzzüge wirft. Das aggressive und brutale Verhalten der Eroberungs-kreuzzügler widert ihn zunehmend an, und er kommt auf die Idee, er müsste nur den Sultan Malik al-Kamil bekehren, um den Frieden herzustellen. Am Fortgang der Kreuzzüge ändert er damit nichts, und der islamische Sultan will auch nicht bekehrt werden. Aber die beiden haben ein paar gute Tage miteinander. Mitten in der Belagerung durch die Kreuzfahrer ist der Sultan offen für ein Gespräch über Glaubensfragen. Zwei Menschen aus verfeindeten Heerlagern und einander fremden Kulturen und Religionen finden für ein paar Stunden zum Frieden.
Es gibt kein Protokoll und keine Zeugenberichte. Aber aus den späteren Schriften des Franz von Assisi ist der tiefe, nachhaltige Eindruck dieser Begegnung und der Einfluss auf seine Spiritualität immer wieder ablesbar. Der Papst, der sich Franziskus nennt, steht in dieser Tradition. Die Freude über seine eigene Begegnung mit dem Großimam Ahmad Al-Tayyeb anlässlich des Gedenkens 2019 inspirierte ihn zu der neuen Enzyklika Fratelli tutti: Das Leben als Kunst der Begegnung. Oder, wie es im Koran heißt: Wo ihr euch hinwendet, ist das Antlitz Gottes.
Ich mag dieses Bild. Zugewandt und ohne Angst werden diese beiden Männer dargestellt, ganz bei sich und doch offen für den anderen. Für einen Moment geborgen im Frieden Gottes.

Gesine Goetz
pax christi Erding Dorfen

 201202Goetz.pdf


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